Wörterbücher im Fremdsprachenunterricht

Wörterbücher im Fremdsprachenunterricht (Photo by Aaron Burden on Unsplash)

Online- oder Printversion?

1. Einführung

In der lexikographischen Disziplin gibt es kontroverse Standpunkte zu der Verwendung von Wörterbüchern im Fremdsprachenunterricht. In dieser Arbeit wird sich vor allem auf die Position von Tono bezogen. Er formuliert entscheidende Vorteile für Fremdsprachenlerner_innen durch die Nutzung von Wörterbüchern, die das Erlernen der Fremdsprache vereinfachen. Genau diese Vorteile werden genutzt, um zu erörtern, inwiefern sie durch die Nutzung von Pons Print- oder Online-Wörterbüchern unterstützt werden können.

Es wird aufgezeigt, dass verschiedene Faktoren die Wahl eines Wörterbuchs für den Fremdsprachenunterricht beeinflussen können. Im Fokus steht die Fremdsprachenlerner_innengruppe, die unterschiedliche Vorkenntnisse in den Unterricht mitbringt. Zum einen hinsichtlich ihrer Sprachfähigkeiten, aber zum anderen auch bzgl. ihrer Kenntnisse zur Wörterbuchbenutzung. Dementsprechend werden die verschiedenen Faktoren in Relation zur Verwendung der Pons Online- oder Print-Version im Unterricht betrachtet. Letztendlich kristallisiert sich heraus, dass jede Version sich für eine bestimmte Unterrichtsrahmenbedingung eignet. Hier ist anzumerken, dass im Rahmen dieser Arbeit nur die zweisprachigen Wörterbücher von Pons berücksichtigt werden. Darüber hinaus stehen den Lerner_innen je nach ihren Bedürfnissen auch andere Wörterbuchtypen zur Verfügung.

Der Aufbau dieser Arbeit erfolgt in drei Abschnitten. Die Grundlage wird durch die aktuelle Rolle von Wörterbüchern im Fremdsprachenunterricht bzw. den Nutzen von Wörterbüchern im Unterricht gebildet. Im Weiteren erfolgt eine Analyse der Pons Print- und Online-Wörterbücher. Nach einem kurzen Zwischenfazit wird im abschließenden Kapitel die zentrale Fragestellung beantwortet.

2. Welche Rolle spielen Wörterbücher im Fremdsprachenunterricht?

Überwiegend werden Wörterbücher in Prüfungssituationen im Rahmen des Fremdsprachenunterrichts verwendet (vgl. TONO, 2001a:28). In diesem Zusammenhang werden Wörterbücher meist während der Fertigkeit des Lesens konsultiert, da Wörterbücher aus Gründen des Zeitmangels im Rahmen der Fertigkeiten des Sprechens, Schreibens und Hörens weniger Anwendung finden (vgl. TONO, 2001a:26). Allerdings gibt es auch Lehrpersonen, die ihren Fremdsprachenlerner_innen eine Verwendung von Wörterbüchern beim Lesen nicht empfehlen, da es den Lesefluss unterbreche (vgl. ebda.). Die Lerner_innen werden von ihnen eher dazu angehalten sich die Bedeutung eines Wortes aus dem Kontext des Textes zu erschließen (vgl. ebda.). Fazit ist demnach, dass Wörterbücher im Fremdsprachenunterricht eine sekundäre Rolle einnehmen. Jedoch gibt es für diese passive Rolle von Wörterbüchern im Fremdsprachenunterricht keinen Grund. Es wurde festgestellt, dass die Verwendung von Wörterbüchern in Prüfungssituation nicht zielführend ist (vgl. TONO, 2001a:26). Die Lerner_innen erzielen keine besseren Prüfungsergebnisse mit der Verwendung von Wörterbüchern in Prüfungen (vgl. ebda.). Dennoch können Fremdsprachenlerner_innen von der Wörterbuchkonsultierung im Fremdsprachenunterricht profitieren. Untersuchungen ergaben vielmehr, dass eine dauerhafte und langfristige Nutzung von Wörterbüchern im Fremdsprachenunterricht positive Auswirkungen auf den Fremdsprachenerwerb der Lerner_innen hat (vgl. TONO, 2001a:28). Diese Auswirkungen werden im weiteren Verlauf dieser Arbeit noch genauer ausgeführt. Voraussetzung hierbei ist allerdings eine Vorbereitung der Lerner_innen auf Nutzung von Wörterbüchern (vgl. ebda.). Je kompetenter die Lerner_innen im Umgang mit dem Wörterbuch sind, desto besser wird ihr Leseverständnis, auch ohne ein Wörterbuch dafür konsultieren zu müssen (vgl. ebda.). Um die Fremdsprachenkompetenz der Lerner_innen zu steigern, müssen sie jedoch auf verschiedene Aspekte bzgl. der Arbeit mit Wörterbüchern vorbereitet werden (vgl. ebda.). Zum einen muss mit ihnen der Umgang mit Wörterbüchern trainiert werden, wobei u.a. eine grundlegende Handhabung von Wörterbüchern festgelegt werden sollte (vgl. ZWERGER, 2013:7). Z.B. sollen die Lerner_innen mit der alphabetischen Einordnung vertraut werden, immer den ganzen Wörterbucheintrag lesen, die Kürzel beachten und nicht ignorieren und damit sicherstellen, dass sie die korrekte bzw. gefragte Wortbedeutung ermitteln (vgl. ebda.). Die Einträge sollten auch quergeprüft werden, d.h. die Lerner_innen sollten den gleichen Eintrag von der Zielsprache zur Muttersprache und von der Muttersprache zur Zielsprache im Wörterbuch nachschlagen (vgl. ebda.). Die Lerner_innen sollten dementsprechend auch auf verschiedene linguistische Phänomene vorbereitet werden, die ihnen zur Ermittlung der gefragten Wortbedeutung verhelfen (vgl. ZWERGER, 2013:7). Darunter die Polysemie (Mehrdeutigkeit), Homonymie (gleiche Aussprache bzw. Schreibweise zweier oder mehrerer Wörter mit unterschiedlichen Bedeutungen), Kollokationen, Idiome, die sog. Falschen Freunde und die verschiedenen Register (vgl. ebda.). Alle diese Phänomene werden als grundlegend für die Lerner_innen betrachtet, um neben der gefragten Wortbedeutung, auch von den positiven Effekten der dauerhaften Nutzung von Wörterbüchern (s.u.), profitieren zu können (vgl. ebda.). Als letzten Aspekt sollten die Lerner_innen auch mit der Arbeit der Etymologie (also der Geschichte eines Wortes/einer Redewendung) vertraut gemacht werden (SIEBKE, 1997:22). Die Lerner_innen erzielen damit einen höheren Lerneffekt z.B. von Redensarten, da ihnen damit der Ursprung dieser Redensart vermittelt wird und sie diese besser verstehen (vgl. ebda.).

Mit einem geübten Umgang mit Wörterbüchern können die Lerner_innen von verschiedenen daraus resultierenden Vorteilen für ihren Fremdsprachenerwerb profitieren. Zum einen wird ein generell höherer Lerneffekt erzielt (vgl. Siebke, 1997:22-23). Wie bereits o.g. wird mit der Nutzung von Wörterbüchern im Fremdsprachenunterricht sichergestellt, dass die Lerner_innen die korrekte Bedeutung eines Wortes aufnehmen und sich nicht aus dem alleinigen Kontext eines Textes die falsche Bedeutung herleiten (vgl. ZWERGER, 2013:7; TONO, 2001a:26). Zum anderen erleichtert die langfristige Nutzung von Wörterbüchern die Rezeption und Produktion der Fremdsprache bei den Lerner_innen (vgl. ZWERBER, 2013:3; JAZBEC et. al., 2016:137). Die Fremdsprachenlerner_innen werden sich über die korrekte Bedeutung eines Wortes bewusst und können dementsprechend die gelernten Wörter in einem korrekten Kontext anwenden, sowohl beim Schreiben als auch beim Sprechen in der Fremdsprache (vgl. ebda.). Des Weiteren wird das autonome bzw. selbständige Lernen der Fremdsprachenlerner_innen gefördert (MARX et. al., 2005). D.h. sie beginnen eigenständig Wörterbücher als Hilfsmittel zur Verständnissicherung zu konsultieren (vgl. ebda.). In diesem Zusammenhang werden Wörterbücher von den Lerner_innen meist zur Absicherung genutzt (vgl. TONO, 2001a:32/ 2001b:82). D.h. es wird hier auf Wörterbücher zurückgegriffen, wenn die Lerner_innen sich über die Bedeutung eines Wortes nicht sicher sind (vgl. ebda.). Wird ihre Vermutung hinsichtlich der Bedeutung des Wortes mit dem Nachschlagen im Wörterbuch bestätigt, wird in diesem Moment sogar das Selbstvertrauen der Lerner_innen in der Fremdsprache gestärkt (vgl. ebda.). Es wird zudem ein korrektes Verständnis des Wortes garantiert (vgl. ebda.).

Wörterbücher können folglich viele Vorteile für den Fremdsprachenerwerb bringen, wenn sie eine zentrale und dauerhafte Rolle im Fremdsprachenunterricht einnehmen. Im Folgenden Kapitel soll eine Analyse des Pons-Wörterbuchs erfolgen. Es wird hierbei die Print- und Online-Version in seiner Makro- und Mikrostruktur analysiert. Ziel ist es im letzten Kapitel dieser Arbeit die Theorie dieses Kapitels und der nachfolgenden Analyse zu nutzen, um die zentrale Fragestellung dieser Arbeit beantworten zu können.

3. Analyse

3.1. Pons Print

Grundlage dieser Analyse bilden zwei Pons Print-Wörterbücher. Darunter das Standardwörterbuch Englisch mit 75.000 Stichwörtern und Wendungen und das Kompaktwörterbuch Spanisch mit 130.000 Stichwörtern und Wendungen.

Im Nachfolgenden wird anhand dieser beiden Wörterbücher die Makro- und Mikrostruktur von Pons Wörterbüchern ausgearbeitet.

3.1.1. MAKROSTRUKTUR

Beide für die Analyse vorliegenden Wörterbücher sind zweisprachig.

Das Kompaktwörterbuch Spanisch beginnt zunächst mit einem kurzen Hinweis zu dessen Benutzung (vgl. MARTINI, 2005:5-16). Es folgt dann auf zwei Seiten eine kurze Erläuterung zur Phonetik (vgl. MARTINI, 2005:17-18) und darauf eine Liste der im Wörterbuch genutzten Abkürzungen (vgl. MARTINI, 2005:19-22). Danach kommt die Lemmaliste Spanisch-Deutsch (vgl. MARTINI, 2005:23-774). Bevor nun die Lemmaliste Deutsch-Spanisch folgt, wird dem Wörterbuchbenutzer ein kurzer Abschnitt für Notizen zur Verfügung gestellt (vgl. MARTINI, 2005:775-777). Außerdem folgen daraufhin noch Weltkarten (vgl. MARTINI, 2005:778-784) und dann die Lemmaliste Deutsch-Spanisch (vgl. MARTINI, 2005:785-1506). Das Wörterbuch schließt mit einem kurzen Teil zur spanischen Grammatik (vgl. MARTINI, 2005:1507-1580) und einem weiteren Abschnitt für Notizen (vgl. MARTINI, 2005:1581-1584) ab.

Das Standardwörterbuch Englisch ist ähnlich aufgebaut. Es beginnt mit einem kurzen Abschnitt zur phonetischen Lautschrift (vgl. KRÜGER, 2016:5-7). Daraufhin folgt eine Auflistung der im Wörterbuch verwendeten Zeichen und Abkürzungen (vgl. KRÜGER, 2016:8-12). Nach der nun folgenden Lemmaliste Englisch-Deutsch folgt ein kurzer Abschnitt zur Kommunikation auf Englisch (vgl. KRÜGER, 2016:585-616). In diesem Abschnitt geht es vor allem um den Aufbau und den Stil von bestimmten Textsorten, wie z.B. Brief oder Lebenslauf (vgl. ebda.). Daraufhin folgt die Lemmaliste Deutsch-Englisch und der Anhang (vgl. KRÜGER, 2016:1119-1188). In diesem Anhang lassen sich kurze Ausführungen zur deutschen und englischen Grammatik finden, sowie eine Auflistung Falscher Freunde, regionale Unterschiede, Maßeinheiten u.v.m. (vgl. ebda.). Abschließen tut auch dieses Wörterbuch mit einem Notizbereich für den Benutzer (vgl. KRÜGER, 2016:1198).

Beide Wörterbücher weisen eine nischenalphabetische Anordnung der Lemmata auf. Zudem sind beide nur monoakzessiv durch das Durchblättern der Lemmaliste zugänglich.

3.1.2. MIKROSTRUKTUR

Zur Betrachtung der Mikrostruktur wurde das Substantiv Figur bzw. das dazugehörige spanische und englische Äquivalent genutzt (vgl. KRÜBER, 2016:170,758; MARTINI, 2005:346, 998). Die Einträge werden in dieser Arbeit nach dem linearen Modell von J. Rey-Debove (vgl. REY-DEBOVE, 1971) und mit Hilfe der linguistischen Angaben von Wiegand beschrieben (vgl. WIEGAND, 1989:409-462).

In den Einträgen zum Lemma Figur lassen sich eine Aussprachenangabe in der phonetischen Lautschrift, eine Genusangabe, eine Deklinationsangabe (Nominativ, Plural), eine in kursiver Schrift hervorgehobene Synonym- und Kontextangabe, eine Äquivalentangabe in Spanisch/Englisch und hierzu jeweils eine Genusangabe und Kollokationsangabe in Deutsch und Spanisch/Englisch finden (vgl. KRÜBER, 2016:758; MARTINI, 2005:998).

Ähnlich sieht auch der Eintrag zum Lemma figura/figure aus (vgl. KRÜBER, 2016:170; MARTINI, 2005:346). Hier lässt sich ebenfalls eine Aussprachenangabe in der phonetischen Lautschrift, eine in kursiver Schrift hervorgehobene Synonym- und Kontextangabe, eine Äquivalentangabe in Deutsch und hierzu jeweils eine Kollokationsangabe in Deutsch und Spanisch/Englisch finden (vgl. ebda.). Da es im Englischen kein Genus gibt, gibt es nur für die deutschen und spanischen Benennungen eine Genusangabe (vgl. ebda.).

Auffällig ist, dass es in allen Einträgen keine Wortformenangabe zu Figur/figura/figure gibt (vgl. KRÜBER, 2016:170,758; MARTINI, 2005:346, 998). Es lässt sich bei einer genaueren Betrachtung dieses Phänomens feststellen, dass nur bei Substantiven keine Wortformenangabe in den vorliegenden Print-Versionen erfolgt. Lediglich für Verben (reflexiv und transitiv) und Adjektive wird eine Wortformenangabe gegeben. Allerdings ist zumindest im Spanischen und Deutschen durch die jeweilige Genusangabe zu den Substantiven die Wortform erschließbar.

3.2. Pons Online

3.2.1. MAKROSTRUKTUR

Die Online-Version von Pons verfügt über alle Lemmaeinträge, sowie über von Pons geprüfte benutzergenerierte Wörterbucheinträge. Das Pons-Online ist ein zwei- bzw. mehrsprachiges Wörterbuch (vgl. JAZBEC et. al., 2016:139). Dem Nutzer stehen verschiedene Sprachen zur Auswahl, aber es kann nur in eine Sprache übersetzt bzw. nur ein Sprachenpaar (z.B. Spanisch-Deutsch/Deutsch-Spanisch) gewählt werden (vgl. ebda.; SCHMIDT, 2018).

Im Vergleich zur Print-Version ist die Online-Version polyakzessiv zugänglich (vgl. SCHMIDT, 2018). Der Nutzer kann nach Einträgen über die Suchoption suchen, seinen Suchverlauf abrufen oder als registrierter Nutzer eine Favoritenliste erstellen (vgl. ebda.). Im Eintrag selber kann der Nutzer fettgedruckte Benennungen anklicken und hierzu den jeweiligen Eintrag öffnen (vgl. ebda.). . . .

Zurück
Zurück

Lexika im Unterricht für sprachlich förderbedürftige Schüler

Weiter
Weiter

Der Arbeitskraftunternehmer nach Günter Voß und das Unternehmerische Selbst nach Ulrich Bröckling